Diversität und Globalisierung in der Antike
Forschungsprogramm des Forschungsforums:
Wir befassen uns mit Diversität und Globalisierung unter den Bedingungen vormoderner Interaktion und Kommunikation. Im Zentrum steht räumlich und zeitlich das Imperium Romanum. Es kann als das erste globale Imperium gelten, denn es verband Teile von drei Kontinenten: West- und Südeuropa, Nordafrika und die Levante. Seine Kontaktzonen reichten im Norden und Osten noch weit darüber hinaus, bis nach Skandinavien und Indien. Als Vorläufer und Kontrastfolie werden auch die Hellenistischen Königreiche und das Achämenidenreich berücksichtigt.
Wir verstehen Diversität nicht als ethisches Postulat oder politische Norm, sondern als soziales Konstrukt, das kulturspezifisch ist und dem zeitlichen Wandel unterliegt. Wir fragen, wie kulturelle Vielfalt in der Antike wahrgenommen wurde und wie man mit ihr umging: Welche Unterschiede wurden perzipiert, thematisiert oder tabuisiert, welche prämiert, toleriert oder sanktioniert? Da das Imperium Romanum einerseits durch große Unterschiede ökologischer und ökonomischer, sozialer und kultureller Natur gekennzeichnet war, andererseits aber in verschiedenen Bereichen ein beachtliches Maß an transkontinentaler Verflechtung erzeugte, fragen wir zugleich nach den Rückwirkungen, die von diesen Prozessen auf die Ausbildung, Wahrnehmung und Beurteilung kultureller Unterschiede ausgingen. Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen der Art und dem Ausmaß der Globalisierung einerseits und dem Umgang mit Diversität andererseits?
Diese Fragestellung wurde für die Vormoderne bislang nicht systematisch verfolgt. Um ein großes Spektrum kultureller Diversität in der Antike erforschen zu können, führt das Forum eine Vielzahl von Disziplinen (historische, philologische und theologische) zusammen, die institutionell getrennt, durch den Bezug auf die Antike aber verbunden sind. Indem es die Kulturen der Antike aus der Perspektive von Diversität und Globalisierung thematisiert, vermag es aktuelle Debatten zu diesem Spannungsfeld historisch zu informieren.