Neue Publikation: Wie Informationsdienste selektieren. Ethische Aspekte von Suchmaschinen und Bibliotheken

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Dr. Katharina Leyrer hat erforscht, wie Suchmaschinen und Bibliotheken gesellschaftliche Werte beeinflussen und wie sie so umgestaltet werden können, dass sie demokratische Ziele besser fördern.

Täglich steht uns eine Fülle an Informationen zur Verfügung, weshalb wir auf Informationsintermediäre wie Suchmaschinen angewiesen sind. Diese vermitteln, organisieren und stellen Informationen bereit, können jedoch auch lenken, welche Informationen wir erhalten, was zu Kritiken und Diskussionen über „Filterblasen“ führt.

Dr. Katharina Leyrer hat am Institut für Buchwissenschaft promoviert und greift in ihrer Dissertation diese Diskussion auf. Sie untersucht, wie die Selektionspraktiken von Suchmaschinen demokratische Werte wie Vielfalt, Diskriminierungsfreiheit, Zuverlässigkeit von Informationen sowie Kinder- und Jugendschutz betreffen. Auch Öffentliche Bibliotheken hat sie in ihre Forschung mit einbezogen, da sie als Vorläufer in der Recherche gelten.

In ihrer Arbeit schlägt Dr. Katharina Leyrer konkrete Handlungs- und Regulierungsoptionen vor, um Suchmaschinen und Bibliotheken so zu gestaltet, dass sie demokratische Werte stärker fördern.

Beispiel Kinder- und Jugendschutz

„Nehmen wir das Beispiel Jugendschutz: Hier gibt es zwar bei Suchmaschinen den SafeSearch-Modus, in dem kinder- und jugendgefährdende Inhalte nicht angezeigt werden“, erklärt die Buchwissenschaftlerin. „Allerdings funktioniert dieser nur bei pornographischen Inhalten, andere gefährliche Inhalte, beispielsweise im Bereich von Gewaltdarstellung, Rechtsextremismus, Islamismus oder Selbstgefährdung werden kaum herausgefiltert“.

Hier sollten Suchmaschinenbetreiber nachbessern und kinder- und jugendgefährdende Inhalte verlässlicher als ungeeignet einstufen. Zusätzlich sollte der SafeSearch-Modus mit einem Passwort geschützt sein.

Bibliotheken schließen hingegen Medien von der Erwerbung aus, die hetzerische, diskriminierende und extreme Inhalte oder Desinformation und Verschwörungserzählungen enthalten. Aus Zeitgründen können Mitarbeitende der Bibliotheken jedoch nicht jeden Titel genau prüfen; hier müssten zentrale Dienste ausgebaut werden, die Informationen und Rezensionen zu kritischen Medien bereitstellen.

Beispiel Privatsphäre und Datenschutz

Bedenken in Sachen Privatsphäre und Datenschutz gibt es bei vielen großen Unternehmen – solche, die Suchmaschinen betreiben, eingeschlossen. Suchmaschinenbetreiber wie Google oder Bing sammeln in großem Umfang Informationen über ihre Nutzenden und geben diese weiter. Die oft intransparenten Nutzungsbedingungen führen dazu, dass vielen nicht bewusst ist, in welchem Umfang ihre Daten erfasst und gespeichert werden.

In dieser Hinsicht sind Bibliotheken weniger bedenklich, da sie nur zweckgebundene Daten ihrer Kundinnen und Kunden sammeln. Allerdings bieten sie auch weniger Anonymität.

„Suchmaschinen könnten natürlich weniger Userdaten sammeln, da dies aber zum Geschäftsmodell gehört, ist ein Umdenken hier unwahrscheinlich“ fasst Dr. Katharina Leyrer zusammen.

Zumindest könnten sie aber ihre Nutzungsbedingungen transparenter halten und darauf an prominenter Stelle hinweisen, erklärt sie weiter.

„Wer sich dann bewusst für den Schutz der Privatsphäre entscheidet und auf personalisierte Suchergebnisse verzichten will, kann auf Suchportale wie Startpage oder DuckDuckGo zurückgreifen, denn diese speichern keine User-Daten“, empfiehlt Dr. Leyrer.

Informationsintermediäre sind in unserem Alltag unverzichtbar. Dr. Katharina Leyrer hat mit ihrer Forschung gezeigt, dass diese Dienste gesellschaftliche Werte beeinflussen können. Gleichzeitig hat sie jedoch auch Stellschrauben benannt, die dabei helfen können, dass Informationsdienste durch ihre Selektionspraktiken demokratische Werte fördern, statt sie zu gefährden.

(Foto: Cover transcript Verlag)

Das Buch „Selektion in Informationsintermediären. Ethische Perspektiven auf Suchmaschinen und Bibliotheken“, erscheint Ende März im transcript Verlag:

https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-7509-2/selektion-in-informationsintermediaeren/

Dr. Katharina Leyrer stellt ihr Buch „Selektion in Informationsintermediären. Ethische Perspektiven auf Suchmaschinen und Bibliotheken“ vor:

Dienstag, 1. April 2025, 17 Uhr

Stadtbibliothek Erlangen – Bürgersaal

Marktplatz 1, 91054 Erlangen

Weitere Informationen zur Veranstaltung:

https://www.stadtbibliothek-erlangen.de/themenseite/aktuelles-veranstaltungen/veranstaltungen/veranstaltung-detail?r=7&vid=309321_2025-04-01T17:00