Auf und Ab in der Wissenschaftsfreiheit

Symbolbild zum Artikel. Der Link öffnet das Bild in einer großen Anzeige.
Dr. Lars Lott wird mit dem "Fundamental Academic Values Award“ ausgezeichnet. (Bild: Picture People Nürnberg)

Fundamental Academic Values Award: FAU-Politikwissenschaftler Dr. Lars Lott mit DAAD-Preis für akademische Grundwerte ausgezeichnet

Mit Dr. Lars Lott wird in diesem Jahr ein FAU-Wissenschaftler mit dem „Fundamental Academic Values Award“ ausgezeichnet. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) würdigt damit herausragende wissenschaftliche Beiträge von jungen Forschenden zu akademischen Grundwerten wie Wissenschaftsfreiheit oder Hochschulautonomie im Europäischen Hochschulraum. Der Wissenschaftler vom Institut für Politische Wissenschaft erhält den mit 6.000 Euro dotierten zweiten Preis für seine Analyse der Phasen des Wachstums und des Niedergangs der Wissenschaftsfreiheit im historischen Vergleich.

Herzlichen Glückwunsch zum „Fundamental Academic Values Award“. Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung mit dem Grundwerte-Preis des DAAD?

Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung, die internationale Sichtbarkeit erzeugt. Vor allem sehe ich in ihr eine Würdigung meiner Forschungsarbeit in den vergangenen rund zweieinhalb Jahren. Gemeinsam mit dem V-Dem Institut (Varieties of Democracy), einem unabhängigen Forschungsinstitut an der Universität Göteborg, das die Demokratiequalität weltweit untersucht, arbeiten wir im „Academic Freedom Index“-Projekt an den Determinanten und Konsequenzen von Wissenschaftsfreiheit. Unsere Forschung am „Academic Freedom Index“ fügt sich dabei gut in den interdisziplinären Fokus der FAU auf Menschenrechte und Menschenrechtspolitik ein. Die Idee für das nun ausgezeichnete Paper ist im Rahmen der Projektarbeit entstanden. Es ist schön zu sehen, dass die eigene Forschung über die eigene Fachcommunity hinaus relevant ist.

Der Preis würdigt Ihren wissenschaftlichen Beitrag zur Wissenschaftsfreiheit. Sie haben die Phasen des Wachstums und des Niedergangs akademischer Freiheit im historischen Vergleich analysiert. Zu welchem Ergebnis kommen Sie?

Ich wollte wissen, wie es weltweit um die Wissenschaftsfreiheit bestellt ist, wie sich diese global entwickelt hat und welchen Einfluss die demokratische Stabilität in einem Land auf die Wissenschaftsfreiheit hat. Leider komme ich dabei zu dem Schluss, dass es um diese aus globaler Perspektive seit ungefähr 2010 nicht besonders gut bestellt ist. Denn seitdem gibt es deutlich mehr Niedergangs-Episoden im Vergleich zu positiven Entwicklungen in den Ländern.

Was hat Sie motiviert, sich als Politologe mit dem Thema „Wissenschaftsfreiheit“ auseinanderzusetzen?

Aus meiner Sicht ist das mehr als logisch: Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen der Demokratiequalität und der Wissenschaftsfreiheit, der sich im vorlegten Paper deutlich zeigt. Einfach gesagt und das überrascht nicht: Demokratien schützen sie deutlich besser als Autokratien. Politische Prozesse sind also maßgeblich entscheidend dafür, wie gut die Wissenschaftsfreiheit ausgebildet ist. Besser geschützte Wissenschaftsfreiheit trägt ganz erheblich zu einer höheren Innovation von Forschung und Wirtschaft bei. Ferner entsteht unter gut geschützter Wissenschaftsfreiheit vertrauenswürdige und nachvollziehbare Forschung. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass sich der derzeitige weltweite Trend zu weniger Wissenschaftsfreiheit auf die Qualität von Forschungsergebnissen und Innovationen auswirkt. Gleichzeitig macht aber Hoffnung, dass sich beispielsweise in Ländern wie Polen, wo zwischenzeitlich Antipluralist/-innen an der Macht waren, die Wissenschaftsfreiheit nach deren Abwahl langsam wieder erholt.

Welche Konsequenzen ziehen Sie aus Ihrer Analyse?

Gemeinsam mit Katrin Kinzelbach von der FAU und Staffan Lindberg vom V-Dem Institut in Göteborg arbeite ich gerade an einem Papier, das genau darauf abzielt. Wir gehen den Fragen nach, wann eine autonome Wissenschaft resilient gegen Autokratisierungstendenzen in Demokratien ist und wie die Wissenschaftsfreiheit effektiv geschützt werden kann. Das sind natürlich Fragen, die nicht nur für mich als Wissenschaftler, sondern für die gesamte Gesellschaft relevant sind.

 

Weitere Informationen:

Dr. Lars Lott
Institut für Politische Wissenschaft
Lehrstuhl für Menschenrechtspolitik
Tel. 015228390400
lars.lott@fau.de