Neue Humboldt-Professur an der Fakultät: Prof. Dr. Michaela Mahlberg
Die FAU konnte in der diesjährigen Vergaberunde gleich zwei weitere Humboldt-Professuren gewinnen. Der höchstdotierte internationale Forschungspreis in Deutschland wird unter anderem an Sprachwissenschaftlerin Michaela Mahlberg vergeben, die nun an die FAU berufen werden soll.
Die mit bis zu fünf Millionen Euro dotierten Preise werden 2024 verliehen, wenn die Berufungsverhandlungen erfolgreich abgeschlossen sind.
Sprachwissenschaftlerin und Mathematikerin Prof. Dr. Michaela Mahlberg analysiert linguistische Strukturen in Sprachkorpora und ihre Bedeutung für Kultur und Gesellschaft. Sie nutzt computergestützte, quantitativ-linguistische Methoden, um Sprache und ihre soziale Funktion in riesigen Textkorpora zu untersuchen. Bekannt wurde sie für ihre linguistische Analyse der Werke von Charles Dickens und anderer Autoren des 19. Jahrhunderts: Mit ihrem Ansatz, Korpuslinguistik, Stilistik und Literaturkritik zu vereinen, bewegt sie sich an der Schnittstelle von Sprach- und Literaturwissenschaft.
Ihre Untersuchungen neuerer Textkorpora – etwa von Onlinemedien – sollen dazu beitragen, unsere digitalisierte Welt des 21. Jahrhunderts besser zu verstehen. „Ich erforsche zum Beispiel, wie häufig und in welchem thematischen Umfeld einzelne Wörter oder Phrasen auftauchen – etwa das Wort ‚Management‘“, erklärt Mahlberg. „Die Ergebnisse lassen Rückschlüsse auf Kultur und Gesellschaft zu und können für weitere Analysen im Rahmen der Digital Humanities genutzt werden.“ Auch die Veränderung der Sprache selbst im Zuge der Digitalisierung ist Gegenstand ihrer Forschung.
Mit ihren computergestützten Analysemethoden will Michaela Mahlberg gesellschaftliche Zustände nicht nur beschreiben, sondern auch verändern. Ein Beispiel dafür ist das transdisziplinäre Pilotprojekt zur Wasserkrise, das sie mit Kollegen in Birmingham durchführt. „Die Eingriffe des Menschen in den Wasserkreislauf haben vielschichtige Folgen für das Klima“, sagt sie. „Wie aber sensibilisiert man breite Bevölkerungsschichten für dieses Problem?“ Zunächst gelte es zu verstehen, welche Bedeutungen wir Wasser zuschreiben und in welchen Zusammenhängen wir über Wasser sprechen. Mahlberg analysiert riesige Textmengen aus Zeitungen, UN-Berichten, politischen Empfehlungen und literarischen Werken. „Daraus können wir Kommunikationsstrategien ableiten, wie sich die Bedeutung von Wasser für jeden einzelnen klarer vermitteln lässt.“
Als Humboldt-Professorin an der FAU soll Michaela Mahlberg Direktorin des 2021 gegründeten Departments Digital Humanities and Social Studies (DHSS) werden und die Forschungsaktivitäten im Bereich der Digital Humanities bündeln und erweitern. Das Zentrum soll dazu beitragen, die Datafizierung und Algorithmisierung von Kultur und Gesellschaft in ihrer sozialen Dimension zu verstehen.
Michaela Mahlberg studierte Englisch und Mathematik an der Universität Bonn und der University of Exeter, Großbritannien. 2004 wurde sie in Englischer Sprachwissenschaft an der Universität Saarbrücken promoviert. Sie lehrte Englische Sprachwissenschaft an der Università degli Studi di Bari Aldo Moro, Italien, an der Liverpool Hope University, an der University of Liverpool und der University of Nottingham, Großbritannien. 2015 wurde sie Professorin für Corpus Linguistics an der University of Birmingham, Großbritannien. Michaela Mahlberg ist Vizepräsidentin der International Dickens Society sowie Herausgeberin des International Journal of Corpus Linguistics. Unter ihrer Leitung entstand die Internetanwendung CLiC (Corpus Linguistics in Context), die heute in über 100 Ländern weltweit für Forschung und Lehre genutzt wird.