Humboldt-Professor*innen verfassen Empfehlungen zur Künstlichen Intelligenz
Mit sieben Empfehlungen wenden sich herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Bundesregierung.
Diese Empfehlungen wurden während des Gipfeltreffens der Alexander von Humboldt-Professorinnen und -Professoren im Bereich KI , bei dem auch Prof. Dr. Vincent Müller von der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie dabei war, in der vergangenen Woche in Aachen erarbeitet und einstimmig verabschiedet.
Die Alexander von Humboldt-Professur ist der höchstdotierte deutsche Wissenschaftspreis und wird ausschließlich an Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher verliehen, die in ihrem Fachgebiet weltweit führend sowie im Ausland tätig sind. In Deutschland sind die Alexander von Humboldt-Professuren für Künstliche Intelligenz ein wesentlicher Bestandteil der KI-Strategie der Bundesregierung, „daher hoffen wir auf positive Resonanz und ein gutes Echo auf unsere Vorschläge“, sagt Humboldt-Professor Holger Hoos, einer der Direktoren des KI-Centers an der RWTH Aachen. Die Vorschläge reichen von recht allgemein („Finanzielle Förderung der KI-Forschung in Deutschland auf der Basis einer breiten Sichtweise auf die Künstliche Intelligenz“) bis hin zu sehr konkreten Vorschlägen wie dem Aufbau von KI-Rechen- und Datenzentren als kritischer Komponente nachhaltiger, KI-basierter Innovation. Die Erweiterung bestehender Infrastruktur reiche nicht aus, so die Experten.
„Bereits vor ein paar Wochen“, erläutert Hoos, „hat die Bundesregierung Investitionen im KI-Bereich angekündigt.“ Details seien noch nicht bekannt, mit den jetzt vorgestellten Aachener Empfehlungen hoffe man, wertvollen Input zu geben, um die finanzielle Hilfestellung auch möglichst effizient einzusetzen, um „nicht weiter ins Hintertreffen gegenüber China und den USA zu geraten.“
Sieben Empfehlungen zur Künstlichen Intelligenz (KI) an die Deutsche Bundesregierung
Die folgenden Empfehlungen wurden während des Gipfeltreffens der Alexander von Humboldt-Professor*innen im Bereich KI, das unter der Schirmherrschaft der Alexander von Humboldt-Stiftung am 27. und 28. September 2023 in Aachen stattfand, erarbeitet und von den anwesenden Professor*innen einstimmig verabschiedet.
- Finanzielle Förderung der KI-Forschung in Deutschland auf der Basis einer breiten Sichtweise auf die Künstliche Intelligenz, die auch relevante nicht-technische Disziplinen (z.B. Kognitionswissenschaften, Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Ethik) einschließt.
- Sicherstellung der für unsere Wirtschaft und Gesellschaft essentiellen technologischen Unabhängigkeit im Bereich KI. Das Erreichen dieses Ziels wird sehr umfangreiche Investitionen auf nationaler und EU-Ebene erfordern. Diese Ausgaben sollten den Investitionen in den USA und China entsprechen.
- Förderung großer, dedizierter KI-Rechen- und Datenzentren als kritische Komponente nachhaltiger, KI-basierter Innovation. Die einfache Erweiterung bestehender High- Performance-Computing-Infrastruktur ist in diesem Zusammenhang nicht als tragfähige Lösung anzusehen, da die Anforderungen an den Aufbau und den Betrieb sich deutlich unterscheiden.
- Fortsetzung der Finanzierung von Alexander von Humboldt-Professuren für Künstliche Intelligenz; dabei sollte sichergestellt werden, dass eine größere Vielfalt an Kandidat*innen, insbesondere Nicht-Deutsche, vorgeschlagen werden und die Professur antreten.
- Finanzierung von zusätzlichen ERC-Forschungsvorhaben. Es gibt jedes Jahr eine Reihe von KI-bezogenen ERC-Forschungsanträgen, die im hochwertigen ERC- Evaluierungsverfahren als förderungswürdig („über dem Schwellenwert“) bewertet wurden, aber aus Budgetgründen nicht gefördert werden. Wir schlagen vor, diese Anträge unbürokratisch und schnell aus nationalen Mitteln zu fördern, unter der Bedingung, dass die Mittel innerhalb einer deutschen Forschungseinrichtung ausgegeben werden.
- Schaffung von Strukturen, die sicherstellen, dass die Maßnahmen und Strategien der Regierung im Bereich KI von einer größeren Anzahl von Forschenden aus der KI beeinflusst werden (z.B. durch Etablierung eines neu eingerichteten ständigen Ausschusses oder Beirats) und effizient umgesetzt werden. Diese Strukturen sollten auf einer hohen Regierungsebene angesiedelt sein (Minister*in oder Staatssekretär*in), um ausreichend entscheidungs-, handlungs- und reaktionsfähig zu sein.
- Beratung der Bundesregierung durch die Alexander von Humboldt-Professor*innen für KI (z.B. zur effizienten und effektiven Strukturierung der KI-Förderung). Diese Gruppe von Spitzenwissenschaftler*innen verfügt über weltweit führende Expertise im Bereich KI und zusätzlich über eine durch langjährige Erfahrung im Ausland geprägte, breite Erfahrung. Wir stehen bereit!
Diese 19 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben die Empfehlungen erarbeitet und unterschrieben, es handelt sich um Spitzenforscherinnen und -forscher, die laut Professor Holger Hoos die KI in ihrer gesamten Breite abbilden:
Prof. Dr. Wil van der Aalst (Alexander von Humboldt-Professor für Prozess- und Datenwissenschaft, RWTH Aachen), Prof. Dr. Oliver Brock (Alexander von Humboldt-Professor für Robotik, Technische Universität Berlin), Prof. Dr. Samarjit Chakraborty (Alexander von Humboldt-Professor für Sustainable Computing (designiert), Universität Passau), Prof. Dr. Peter Dayan (Alexander von Humboldt-Professor für Künstliche Intelligenz und Neurowissenschaft, Universität Tübingen und Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik), Prof. Dr. Hector Geffner (Alexander von Humboldt-Professor für Grundlagen des Maschinelles Lernen und der Deduktion, RWTH Aachen), Prof. Dr. Holger Hoos (Alexander von Humboldt-Professor für Methodik der Künstlichen Intelligenz, RWTH Aachen), Prof. Dr. Yaochu Jin (Alexander von Humboldt-Professor für Natur-inspirierte Künstliche Intelligenz, Universität Bielefeld), Prof. Dr. Vincent C. Müller (Alexander von Humboldt-Professor für Theorie und Ethik der Künstlichen Intelligenz, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Dr. Sayan Mukherjee (Alexander von Humboldt-Professor für Künstliche Intelligenz, Universität Leipzig und Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften), Prof. Dr. André Platzer (Alexander von Humboldt-Professor für Logik Autonomer Dynamischer Systeme, Karlsruher Institut für Technologie), Prof. Dr. Marcus Rohrbach (Alexander von Humboldt-Professor für Multimodale Zuverlässige Künstliche Intelligenz, Technische Universität Darmstadt), Prof. Dr. Daniel Rückert (Alexander von Humboldt-Professor für Künstliche Intelligenz in der Medizin, Technische Universität München), Prof. Dr. Angela Schoellig (Alexander von Humboldt-Professor für Robotik und Künstliche Intelligenz, Technische Universität München), Prof. Dr. Suvrit Sra (Alexander von Humboldt-Professor für Künstliche Intelligenz, Technische Universität München), Prof. Dr. Radu Timofte (Alexander von Humboldt-Professor für Künstliche Intelligenz und Computer Vision, Julius-Maximilians-Universität Würzburg), Prof. Dr. Heike Vallery (Alexander von Humboldt-Professor für Künstliche Intelligenz in der Regelungstechnik, RWTH Aachen), Prof. Dr. Ingmar Weber (Alexander von Humboldt-Professor für Künstliche Intelligenz und Societal Computing, Universität des Saarlandes), Prof. Dr. Aimee van Wynsberghe (Alexander von Humboldt-Professor für Angewandte Ethik der Künstlichen Intelligenz, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn), Prof. Dr. Angela Yu (Alexander von Humboldt-Professor für Computerbasierte und Kognitive Neurowissenschaften, Technische Universität Darmstadt).