Neues DFG-Projekt am Lehrstuhl für Alte Geschichte

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Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat dem Lehrstuhl für Alte Geschichte ein Projekt zum Thema „Quellen zum Laurentianischen Schisma. Einleitung, Übersetzung und Kommentar“ bewilligt.  Über mehrere Jahre herrschten zwei Päpste gleichzeitig in Rom, was nicht nur kirchengeschichtlich bedeutsam ist, sondern auch Grundsatzdebatten auslöste, die auch heute noch relevant sind.

Ab August wird Dr. Simone Mehr die Arbeit im Projekt aufnehmen: Sie wird sich Quellen widmen, die sich mit der Kirchenspaltung in Italien zur Zeit der Ostgoten beschäftigen, sie übersetzen und kommentieren. Prof. Hans-Ulrich Wiemer leitet das Projekt, das auf eine Laufzeit von drei Jahren angelegt ist.

Wie kam es zu der Kirchenabspaltung?

Am 22. November des Jahres 498 wurden nahezu gleichzeitig zwei Personen zu Nachfolgern des Papstes Anastasius II. (496-498) gewählt: Eine Mehrheit des römischen Klerus wählte in San Giovanni in Laterano den Diakon Symmachus, eine starke Minderheit in Santa Maria Maggiore den Archipresbyter Laurentius. Um ein Schisma zu vermeiden, wandte man sich an den damaligen Herrscher Italiens, den gotischen König Theoderich – obwohl dieser einer anderen „Konfession“ angehörte. Theoderich bestätigte im März 499 Symmachus. Laurentius gab nach und ließ sich zum Bischof von Nuceria weihen.

Papst Symmachus

Damit war der Streit jedoch noch lange nicht beendet. Da römische Kleriker und Senatoren schwere Vorwürfe gegen Symmachus erhoben, zitierte ihn Theoderich 501 erneut in seine Residenz Ravenna. Da der Papst dort nicht erschien, berief der König eine Synode nach Rom ein, die über diesen zu Gericht sitzen sollte; zugleich suspendierte er ihn für die Dauer des Prozesses. Symmachus stellte sich dieser Synode jedoch nicht. Man stritt monatelang darüber, ob man das Verfahren in Abwesenheit des Angeklagten eröffnen solle oder nicht, bis eine Mehrheit am 23. Oktober 502 beschloss, das Urteil über Symmachus Gott anheimzustellen. Der Streit um seine Person dauerte jedoch fort, und Laurentius kehrte mit Unterstützung einflussreicher Senatoren nach Rom zurück.

Welche Folgen hatte das Schisma?

Bis 506 herrschten daher zwei Päpste in Rom; ihre Anhänger bekämpften sich heftig, auch mit Gewalt, bis Theoderich Laurentius im Herbst 506 absetzen ließ. Gleichwohl lehnte ein Teil von Klerus und Senat Symmachus bis zu dessen Tod im Jahre 514 ab. Das Schisma ist auch deswegen bedeutsam, weil es kontroverse Debatten über grundsätzliche Fragen auslöste, die weit über sein Ende hinaus umstritten blieben: Die Verwendung des Kirchenvermögens, die Kompetenz von Synoden, die Justiziabilität des Papstes, die Rolle von Laien in der Kirche, das Verhältnis zwischen weltlicher Herrschaft und Kirche.

Die Ereignisse und ihre diskursive Bearbeitung haben sich in Akten und Briefen, in polemischen Traktaten und in (teilweise fiktiven) Biographien römischer Bischöfe niedergeschlagen. Das Projekt hat zum Ziel, diese Dokumentation durch Übersetzung und Kommentar zu erschließen.