Ehrendoktorwürde an Prof. Dr. Kathryn Sikkink verliehen

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Am 6. Juni 2023 hat die FAU die Ehrendoktorwürde an die Menschenrechtsforscherin Prof. Dr. Kathryn Sikkink, Harvard University, verliehen. (Bild: FAU/Harald Sippel)FAU/Harald Sippel

FAU würdigt Pionierin der Menschenrechtsforschung für ihre Verdienste um die Wissenschaft

Am 6. Juni 2023 hat die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Prof. Dr. Kathryn Sikkink den akademischen Grad und die Würde einer Doktorin der Philosophie ehrenhalber verliehen. Professorin Sikkink lehrt Menschenrechtspolitik an der Harvard Kennedy School in Cambridge, Massachusetts, USA und befasst sich seit Jahrzehnten mit Menschenrechten, insbesondere mit der Rolle transnationaler Netzwerke und der Strafverfolgung von Menschenrechtsverbrechen (lesen Sie hier mehr zu Prof. Sikkinks Werdegang und Forschung). Der Präsident der FAU Prof. Dr. Joachim Hornegger und Prof. Dr. Kai Kirchmann, Vertreter des Dekans der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie, stellten den hohen Stellenwert der Menschenrechtsforschung an der FAU hervor und überreichten in feierlichem Rahmen Prof. Dr. Kathryn Sikkink die Urkunde.

Die Laudatio hielten Prof. Dr. Dr. h.c. Heiner Bielefeldt, Lehrstuhlinhaber für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik, und Prof. Dr. Katrin Kinzelbach, Professorin für Internationale Politik der Menschenrechte am Institut für Politische Wissenschaft. Sie machten gleich mehrere Aspekte aus, die Kathryn Sikkink in ihrer Forschungsarbeit auszeichnen.

Am 6. Juni 2023 hat die FAU die Ehrendoktorwürde an die Menschenrechtsforscherin Prof. Dr. Kathryn Sikkink, Harvard University, verliehen. Im Bild: Prof. Dr. Kay Kirchmann, in Vertretung des Dekans der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie (links), Prof. Dr. Kathryn Sikkink und Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der FAU. (Bild: FAU/Harald Sippel)

Prof. Dr. Katrhyn Sikkink: Herausragende Forscherin mit Blick auf neue Herausforderungen, Gehör für die leisen Stimmen und viel Hoffnung und Empathie

In seiner Laudatio hob Prof. Dr. Heiner Bielefeldt die Tonalität ihrer Bücher hervor. Viele Bücher zum Thema Menschenrechte schlagen schon im Titel einen pessimistischen oder gar reißerischen Ton an – sei es nun um wachzurütteln oder einfach nur, um im Buchhandel Aufmerksamkeit zu erregen. Nicht so Kathryn Sikkink, der es mit jeder Veröffentlichung aufs Neue gelingt, mit ihren Büchern gleichermaßen wissenschaftlich pointiert als auch mit hoffnungsvollen Buchtiteln, das Interesse der Fachleserschaft als auch politisch Interessierten zu wecken.

Empowerment, Verantwortung und Hoffnung sind nur ein paar der Schlagworte, die ihre Arbeit prägen. Sie wirft kritische Fragen auf, doch noch wichtiger – und deutlich schwieriger: sie gibt auch Antworten. Prof. Bielefeldt betont: „Es erweist sich als besonders schwierig, Antworten zu geben, wenn diese auf der Einsicht basieren, dass die meisten der kritischen Fragen, die in Bezug auf Menschenrechte aufgeworfen werden, ihre legitimen Punkte haben und dass sie niemals verschwinden werden. Dies ist tatsächlich ein roter Faden, der sich durch Kathryns Veröffentlichungen zieht: ihr Interesse, substanzielle Antworten zu geben, die nicht einfach sind und berechtigter Kritik standhalten können.“

Prof. Dr. Katrin Kinzelbach knüpfte an diesen Punkt an, denn auch wie Kathryn Sikkink zu ihren Antworten kommt, ist ein bemerkenswertes Merkmal ihrer Arbeit. So einfach es klingt: Es ist ihr ungebändigtes Interesse an Menschenrechten, das sie antreibt, statt der Fokussierung auf eine bestimmte Forschungsmethode. Als eine der ersten hat sie die weit verbreitete Vorstellung in Frage gestellt, dass nur Staaten internationale Beziehungen prägen, während der Einfluss von zivilgesellschaftlichen Akteuren ignoriert wurde. Sie arbeitet daran, die Verbesserungen im Bereich der Menschenrechte datenbasiert aufzuzeigen, Informationseffekte zu verstehen und warnt aktuell vor Alarmismus, der Verschlechterungen übertreibe und eingetretene Verbesserrungen unterschätze.

Professor Sikkink hebt in ihrer Forschung auch Beiträge zur Entwicklung der Menschenrechte von Akteuren aus dem globalen Süden hervor, vor allem aus Lateinamerika und Frauen, die in der bisherigen Forschung oft vernachlässigt wurden. Und sie arbeitet an interdisziplinären Forschungsansätzen, zum Beispiel unter Einbeziehung der Psychologie oder sogar der Neurowissenschaften.

Die Laudatio hielten Prof. Dr. Dr. h.c. Heiner Bielefeldt, Lehrstuhlinhaber für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik, und Prof. Dr. Katrin Kinzelbach, Professorin für Internationale Politik der Menschenrechte am Institut für Politische Wissenschaft. (Bild: FAU/Harald Sippel)

Diese Stelle griff Prof. Bielefeldt auf und betont Kathryn Sikkinks ganzheitlichen Ansatz. Statt sich engmaschig auf einzelne Menschenrechte zu spezialisieren behält sie alle Aspekte des Lebens und der Gesellschaft im Blick und appelliert zum Beispiel auch an die menschliche Verantwortung im Hinblick auf Herausforderungen wie Klimawandel, Umweltkatastrophen oder neue Gefahren durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz.

In der Menschenrechtsforschung muss man sich mit Ungerechtigkeit, menschlichen Dramen und Gewalt beschäftigen. Für Professorin Sikkink ist das nicht nur Theorie. Sie hat viele Jahre in lateinamerikanischen Ländern gelebt und geforscht – auch in Zeiten von Diktaturen und einhergehenden massiven Menschenrechtsverletzungen. Doch auch hier kommt wieder die eingangs erwähnte Hoffnung zum Vorschein: Für Kathryn Sikkink sind die vielen Begegnungen mit Menschenrechtsaktivistinnen und –aktivisten ein Antrieb für ihre wissenschaftliche Arbeit!

„Kathryn Sikkink ist eine Pionierin der Menschenrechtsforschung. Sie hat das Feld in den Politikwissenschaften mit aufgebaut und geprägt wie wenige andere“, beschreibt Prof. Dr. Katrin Kinzelbach. Eine Vorreiterin ist sie in vielerlei Hinsicht. Als Kathryn Sikkink als Doktorandin an der Columbia University arbeitete, war nicht nur das Thema Menschenrechte kein etablierter Forschungsbereich, es gab auch keine Vorbilder – unter den Professorinnen gab es damals keine einzige Frau. „Das ist heute zum Glück anders“, betont Prof. Katrin Kinzelbach. „Studierende können sich heute auf das Thema Menschenrechte spezialisieren UND haben inspirierende Vorbilder für Frauen in der Wissenschaft wie Kathryn Sikkink.“

 

Bedeutung der Menschenrechtsforschung an der FAU und der Metropolregion Nürnberg

Prof. Kathryn Sikkink: „Ich fühle mich sehr geehrt, diese Anerkennung von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu erhalten. Eine Ehrendoktorwürde von einer deutschen Universität ihres Formats ist eine Auszeichnung, die für mich viel bedeutet. Ich schätze diese Auszeichnung besonders, weil sie von der Universität in Deutschland kommt, die sich am stärksten der interdisziplinären Forschung und Lehre im Bereich der Menschenrechte verschrieben hat – einer Institution, der ich mich immer sehr verbunden fühlen werde.“

Für FAU-Präsident Prof. Dr. Joachim Hornegger ist die Verleihung von Grad und Würde einer Ehrendoktorin an Prof. Kathryn Sikkink nur konsequent: „Die Menschenrechtsforschung gehört zu den Schwerpunkten der FAU – und ist damit Teil einer größeren Anstrengung in der Metropolregion Nürnberg, die Lehren aus der Nazizeit und dem Holocaust zu ziehen. Heute sind wir uns einig in der Verpflichtung, die Menschenrechte zu schützen und zu fördern – und das bedeutet auch, die Menschenrechte kritisch zu erforschen und zu lehren.“

Die FAU und die Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie würdigen diese außergewöhnliche Wissenschaftlerin mit der Ehrendoktorwürde. Herzlichen Glückwunsch Prof. Dr. Dr. (h.c.) Kathryn Sikkink!

Link-Tipps

Ein Video des Impulsvortrags von Prof. Sikkink zu der Frage, wer neben dem Staat Verantwortung für die Verwirklichung von Menschenrechten hat, wird demnächst auf dem Videoportal der FAU online gehen.
Erfahren Sie mehr über Prof. Dr. Kathryn Sikkinks Leben im Interview (auf Englisch), das Dr. Daniel Stahl, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte, geführt hat:
https://www.geschichte-menschenrechte.de/kathryn-sikkink/