Bewegung in der Wissenschaftsbewertung – DFG fordert neue Kriterien

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Wie wird Qualität in der Wissenschaft gemessen? Und kann man Forschungsleistung bewerten oder sogar vergleichen? Natürlich müssen Forschungseinrichtungen bei der Berufung von Professor*innen sowie Institutionen, die Wissenschaft finanziell fördern, Kriterien berücksichtigen, um die Qualität von Forschung einzuordnen.

 

Schon seit Längerem stehen die quantitativen Kriterien der Wissenschaftsbewertung in der Kritik und auch der Versuch, wissenschaftliche Qualität über quantitative Kriterien abzubilden, wird mehr und mehr kritisch gesehen. Unterschiedliche Institutionen weltweitsehen mittlerweile Handlungsbedarf und haben einen Veränderungsprozess angestoßen.

2022 bekannte sich die FAU zur „San Francisco Declaration on Research Assessment“ (DORA) – eine Erklärung, die ausgewogene, transparente und qualitätsorientierte Kriterien fordert, um wissenschaftliche Arbeit einschätzen zu können. Diese Erklärung kritisiert vor allem, den Journal Impact Factor (JIF) als wesentlichen Parameter zum Vergleich von wissenschaftlicher Leistung heranzuziehen.

Auch die Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie unterstützt die Bewegung, die Wissenschaftsbewertung neu zu gestalten und begrüßt ausdrücklich das Positionspapier „Wissenschaftliches Publizieren als Grundlage und Gestaltungsfeld der Wissenschaftsbewertung“, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) dieses Jahr veröffentlicht hat. In einem zweijährigen Prozess hat auch Prof. Dr. Svenja Hagenhoff vom Institut für Buchwissenschaft der Fakultät an dem Positionspapier als Expertin mitgewirkt.

Die DFG konzentriert sich in ihrem Positionspapier auf das Publizieren, ebenfalls mit dem Ziel, Forschung besser qualitätsorientiert bewerten zu können. Die gängige bibliometrische Wissenschaftsbewertung kann kritische Anreize setzen, zum Beispiel in Form von Quantität statt Qualität. Die Publikationsliste von Forschenden soll möglichst lang sein und so sind sie gefordert, immer mehr Publikationen in Journals mit hohem JIF zu veröffentlichen. Das kann dazu führen, dass Ergebnisse ‚recycelt‘ oder zu früh und einzeln veröffentlicht werden, statt zum Projektabschluss.

Das Positionspapier richtet sich vor allem an Leitungsebenen von Forschungseinrichtungen sowie maßgeblichen Geldgebern der Wissenschaft mit dem Ziel, einen Kulturwandel anzustoßen. Das Publikationswesen soll offen sein und die Bewertung sich an den Inhalten orientieren. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler soll das Positionspapier darin bestärken, Vertrauen in diesen Wandel zu haben und die Qualität bei ihrer Forschungsarbeit in den Vordergrund zu stellen. Nach Angaben der Universitätsleitung sei es an der FAU bereits geltende Praxis, mehrere Kriterien zur Leistungsbeurteilung heranzuziehen.

Im September hat die DFG nun ein Maßnahmepaket zum Wandel der wissenschaftlichen Bewertungskultur folgen lassen, lesen Sie dazu auch die Stimmen, die die FAU eingesammelt hat:
https://www.fau.de/2022/09/news/wissenschaft/wissenschaftliche-leistung-zaehlen-nur-die-zahlen/

Zu den problematischen Entwicklungen im Publikationswesen und wie die DFG entgegensteuern möchte hat das Institut für Buchwissenschaft einen Beitrag verfasst:

https://buchwissenschaft.phil.fau.de/aktuelles/positionspapier-der-dfg/