Studieren in Corona-Zeiten: So war das digitale Sommersemester
Ein – für die meisten Menschen – unbekanntes Szenario nahm im März seinen Lauf: Ein Virus verbreitet sich in Windeseile, legt das öffentliche Leben lahm oder stellt es komplett auf den Kopf. Auch im Hochschulbereich zeichnete sich schnell ab, dass das Sommersemester im April nicht in gewohnter Weise starten kann und erstmal mit Online-Veranstaltungen stattfinden muss. Ein knappes halbes Jahr später lässt sich nun durchatmen und einen Blick auf ein Semester zurückwerfen, das es so noch nie gab.
Wie hat das digitale Semester geklappt?
Binnen kürzester Zeit mussten Lehrende ihre Veranstaltungen in ein Online-Format umwandeln. Unterstützung dabei erhielten sie von Dr. Iris Wunder, E-Learning-Koordinatorin an der Fakultät in Zusammenarbeit mit dem Team von schnell-digital des Instituts für Lern-Innovation (ILI). „Wir arbeiten bereits im Projekt „QUIS II Digitalisierung der Lehre“ seit vielen Jahren mit digitalen Lehrangeboten, doch die Corona-Krise hat die Digitalisierung der akademischen Bildung ungemein beschleunigt“, sagt Dr. Iris Wunder. Die Herausforderung war hierbei nicht nur, dass ihre Expertise nun von allen Lehrenden der Fakultät benötigt wurde, sondern auch der Zeitdruck.
„Die Kolleginnen und Kollegen des zentral von der FAU einberufenen schnell-digital Teams und ich haben Kapazitäten gebündelt und gaben Hilfe zur Selbsthilfe“, erklärt die E-Learning-Expertin. „Ich habe unter anderem zwei Tutorials bereitgestellt, die erklären, wie man Webinare gestaltet und Seminare digitalisiert. Das hat schon viele Fragen beantwortet, zusätzlich habe ich unzählige Beratungsgespräche geführt.“ Das sei zwar anstrengend gewesen, doch die Expertin ist auch froh über diese Umwälzung, denn woran sie jahrelang gearbeitet hat, ging nun innerhalb ein paar Wochen: Formate für virtuelles Lehren und Lernen haben die Erwartungen erfüllt und sind jetzt etabliert.
Auch für viele Lehrende war der mit der Umstellung verbundene Aufwand und Zeitdruck immens, aber Dr. Iris Wunder hat sehr viele positive Rückmeldungen erhalten. Insgesamt wollten alle Lehrenden der Fakultät ihren Studierenden ermöglichen, ihr Studium digital erfolgreich weiterzuführen und das ist auch gelungen.
Doch wie war es eigentlich für die Studierenden, vom Campus fernzubleiben, Lehrveranstaltungen zuhause vor dem PC zu ‚besuchen‘ und Sprechstunden über Video oder Chat wahrzunehmen?
Katrin, die Wirtschaftswissenschaften im zweiten Semester studiert, lobt die gut durchdachten Konzepte für die Online-Lehre, findet aber auch Kritikpunkte. Viele ihrer Lehrveranstaltungen fanden asynchron statt, also nicht ‚live‘, sondern durch Vorlesungsaufzeichnungen oder Lernvideos. Dabei hat sie die Interaktion mit der Dozentin oder dem Dozenten oder mit anderen Studierenden vermisst. „Ich denke auch, dass es unterschätzt wurde, wie schwer es ist, mehrere Vorlesungen am Computer zu verfolgen und dabei konzentriert zu bleiben“, sagt Katrin.
Außerdem ist sie Buddy-Koordinatorin und unterstützt das International Office der Fakultät. So hat sie mitbekommen, wie es den internationalen Studierenden im digitalen Semester erging. „Sie hatten natürlich ähnliche Herausforderungen zu bewältigen wie alle anderen Studierenden auch. Manches hat auf internationale Studierende natürlich größere Auswirkungen, wie zum Beispiel, einer Vorlesung auf Deutsch über Zoom zu folgen. Einige haben mir erzählt, dass sie mehr Sprachprobleme hatten“, berichtet Katrin. Auch der fehlende persönliche Kontakt zu den Lehrenden war für die internationalen Studierenden eine große Hürde, wenn es darum ging, um Hilfe zu bitten. Auch Kontakte zu anderen Studierenden zu knüpfen, war schwierig, da dies meistens über die Uni läuft.
Unterstützung vom Studien-Service-Center
Neben den sozialen Aspekten haben die Corona-Pandemie und ihre Folgen aber auch für viele organisatorische Fragen gesorgt. „Wir hatten viele Anfragen, in denen Corona Thema war“, erzählt Claudia Deisler-Buder, die gemeinsam mit Franziska Sponsel im Studien-Service-Center (SSC) Studierende der Fakultät berät. Die Fragen waren existenziell, zum Beispiel ging es darum, wie man studieren soll, wenn die Kinderbetreuung entfällt, wie man ein Praktikum neu plant oder Prüfungen verschiebt, weil man leichte Krankheitssymptome hat.
Für einige Fragen, die zu Beginn des Sommersemesters für Unsicherheit gesorgt haben, konnte unter anderem mit der ‚Corona-Satzung‘ Abhilfe geschaffen werden. Das kommende Wintersemester soll hybrid stattfinden – zwar wieder als Online-Semester geplant, wo es aber möglich und notwendig ist, kann es Präsenzveranstaltungen geben. An der Fakultät sollen E-Scouts eingesetzt werden, die den Erstsemester-Studierenden helfen sollen, sich in diesem speziellen Studienstart zurecht zu finden.
Als Tipp für alle Studierenden rät Franziska Sponsel: „Traut euch und fragt, wenn ihr Hilfe braucht. Fachlich bei den Dozentinnen und Dozenten und bei generellen Fragen zum Studium sind wir vom Studien-Service-Center für euch da.“